„Während der Pandemie ist der Bedarf an Beratung und sozialer Betreuung erheblich gestiegen“, sagte Oberhausens Caritasdirektor Michael Kreuzfelder als Sprecher der Oberhausener Wohlfahrtsverbände. Viele Menschen, unter anderem mit psychischen Erkrankungen, aber auch Seniorinnen und Senioren, hätten sich monatelang in einer Art „Selbstlockdown“ befunden. Hier sei verstärkte aufsuchende Unterstützung dringend notwendig.
Der Landtagsabgeordnete Stefan Zimkeit hatte die Wohlfahrtsverbände eingeladen, um über die Herausforderungen für die soziale Arbeit in Oberhausen zu sprechen. „Die Pandemie hat die soziale Spaltung verschärft“, sagte Zimkeit. „Deshalb können wir nicht an die Vor-Corona-Zeit anknüpfen, sondern brauchen einen wirklichen Neustart.“ Der SPD-Finanzexperte möchte erreichen, dass dieser Neustart aus dem Corona-Rettungsschirm des Landes bezahlt wird. „Das Geld steht zur Verfügung.“
Auch Diakonieleiter Frank Domeyer sprach sich für eine bessere Finanzierung der sozialen Arbeit aus. Die Digitalisierung habe durch die Pandemie einen großen Schub erfahren, aber dabei würden zu Viele durch die Maschen fallen. „Man kann nicht nur das Gerät auf den Tisch stellen, sondern die Menschen müssen es auch bedienen können.“ Außerdem brauche es immer auch „analoge Angebote“, betonte Domeyer. Während Behörden und Jobcenter oft gar keine persönlichen Angebote gemacht haben, hätten die Sozialverbände während der Pandemiemonate durchgängig für dringende Beratungsangebote gesorgt, wurde unisono berichtet.
„Große Probleme gibt es auch bei der Berufsorientierung von Jugendlichen, da hier entsprechende Angebote weggefallen sind“, berichtete Uwe Beier aus der Erfahrung des ZAQ. „Da droht eine große Gruppe ohne Ausbildung zu bleiben und in Langzeitarbeitslosigkeit zu fallen.“ Ähnlich sieht es Frank Janßen von der Kurbel und ergänzte, dass es in der Coronazeit äußert schwierig war, Menschen mit Behinderungen in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Der neue AWO-Geschäftsführer Gerrit Plein machte auf die besonderen Herausforderungen aufmerksam, mit denen sich die Kitas seit Monaten konfrontiert sahen. Für das Auslaufen des Kita-Helfer-Programms hat er kein Verständnis. Die Idee der Landesregierung, die Trägerverbände könnten die Alltagshelferinnen selbst bezahlen, sei angesichts des unterfinanzierten Kinderbildungsgesetzes (Kibiz) völlig unrealistisch, unterstrich Plein.
Oberhausens Wohlfahrtsverbände wünschen sich als Lehre aus der Pandemie, dass die soziale Arbeit mehr wertgeschätzt, besser finanziert und weniger den Gesetzen des Marktes unterworfen wird. „Im Gesundheitssystem gibt es diese Diskussion bereits“, sagte Stefan Zimkeit. „Es ist dringend notwendig, die Finanzierung der sozialen Arbeit auf eine verlässliche Grundlage zu stellen.“