Schulpolitik in Oberhausen:

Thorsten Berg und die SPD kritisieren Realschul-Pläne und Digitalisierungsfortschritt

Thorsten Berg ist der Oberbürgermeister-Kandidat der Oberhausener SPD

Auf Unverständnis auf Seiten der Oberhausener SPD stößt die Forderung der CDU nach einer weiteren Realschule in Oberhausen. „Die Union hat unseren Vorschlag einer neuen Gesamtschule im Knappenviertel als ‚abenteuerlich‘ bezeichnet“, so der OB-Kandidat der Sozialdemokraten, Thorsten Berg.

„Ich finde es nicht nur abenteuerlich, sondern bildungspolitisch falsch, von einer Schule für Kinder und Jugendliche zu fabulieren, deren Ziel eine Berufsausbildung im handwerklichen, hauswirtschaftlichen oder pflegerischen Bereich sein soll. Wir sollten doch endlich davon wegkommen, Kinder schon ab der fünften Klasse zu kategorisieren.“

Für Thorsten Berg steht fest: „Eine Gesamtschule bietet unseren Kindern die höchstmögliche Chancengleichheit. Die Stellungnahme der CDU zeigt, dass die CDU ihr gestörtes Verhältnis zur Schulform Gesamtschule offenbar immer noch nicht überwunden hat.“

Wer tatsächlich ein zusätzliches schulisches Angebot in Alt-Oberhausen mit möglichst breitem Bildungsspektrum und größtmöglichen Bildungschancen ohne Abschulung wünsche, könne nicht ernstlich ein isoliert-enges Bildungsangebot einer Realschule fordern. „Die Zeiten, in denen konservative Politiker festschreiben wollten, welche und wie viele Kinder das Abitur machen dürfen, müssen endgültig vorbei sein“, erklärt Thorsten Berg.

Doch nicht nur die Schulpläne der CDU lösen bei den Sozialdemokraten Kopfschütteln aus, auch der Zustand der bestehenden Schulen ist beklagenswert: Pünktlich zum Beginn des neuen Schuljahres erhält Oberhausen katastrophale Schulnoten im Bereich digitale Bildung!

Nach einer Umfrage des WDR zur Ausstattung der Schulen bei 309 nordrheinwestfälischen Städten schneidet unsere Stadt weit unter Durchschnitt erschreckend schlecht ab. Die Zahlen sprechen für sich: Für 100 Schülerinnen und Schüler stehen lediglich 1,3 Tablets und 1,8 Laptops zur Verfügung. Die Nutzung eines Whiteboards müssen sich 1000 Schulkinder teilen. Anteil der Schulen mit Glasfaseranschluss: 0,0 %!

„Das Ergebnis ist erschreckend, allerdings nicht unerwartet“, urteilt Kirsten Oberste-Kleinbeck, die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. „Seit Juni 2017 hat die Stadt durch Ratsbeschluss den Auftrag, die Schulen mit Glasfaseranschlüssen und digitalen Endgeräten zu versorgen. Getan hat sich offensichtlich wenig, obwohl wir seit Monaten die Umsetzung des Ratsbeschlusses einfordern.“

Die nun verkündete Lieferung von 4200 Laptops oder Tablets über ein Sofortprogramm des Landes ändert daran wenig – zumal weder feststeht, wann die Geräte kommen werden, noch die Kriterien der Verteilung an die Schülerinnen und Schüler. „Es muss klar sein, dass Schulen mit einem schlechten Sozialindex bevorzugt versorgt werden müssen“, fordert Thorsten Berg. Zielvorstellung bliebe es natürlich, alle Schülerinnen und Schüler in Oberhausen mit den gleichen Geräten auszurüsten.

SPD-Fraktionschefin Sonja Bongers befürchtet eine weitere Verschärfung der sozialen Bildungsbenachteiligung. „Die Bildungsforscher warnen bereits deutlich davor, dass durch die Schulschließungen während der Corona-Pandemie die Kinder aus bildungsferneren Haushalten wegen der nicht vorhandenen Teilhabemöglichkeit an digitaler Bildung zusätzlich benachteiligt werden und Bildungschancen nicht wahrnehmen können. Hier muss deutlich mehr gefördert werden!“

Sonja Bongers ist immer noch schockiert über die letzte Ratssitzung, in der erst nach heftiger Diskussion eine unselige Allianz aus CDU, Grünen und Linken bereit war, bei der Schulausstattung mit digitalen Lernmitteln auch soziale Kriterien zu berücksichtigen.

Thorsten Berg, SPD-Oberbürgermeisterkandidat, kommentiert die WDR-Zahlen unmissverständlich:

„Während in der Nachbarstadt Essen über 90 Prozent der Schulen über Glasfaseranschlüsse verfügen, lässt sich bei uns der Oberbürgermeister in den Medien dafür feiern, dass auch noch das letzte Privathaus am Hirschkamp am Glasfasernetz angeschlossen wird. Hier müssen andere Prioritäten gesetzt werden: Die Bildungschancen der Oberhausener Kinder müssen an erster Stelle stehen!“

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