Liebe Oberhausenerinnen,
liebe Oberhausener,
während die Festtage und die „Zeit zwischen den Jahren“ gerne für einen Blick zurück genutzt wird, hatten viele Oberhausenerinnen und Oberhausener dafür in den vergangenen Tagen wenig Muße. Sorgenvoll blickten die Menschen auf den Pegelstand der Ruhr und den Zustand des Deiches. Mit fallendem Wasser sanken auch die Sorgen vor einer Überflutung im Westen unserer Stadt, was wir alle mit Erleichterung registriert haben. Den haupt- und ehrenamtlichen Kräften von Feuerwehr, THW und weiteren Hilfsorganisationen gilt für ihren Einsatz unser Dank. Bleibt zu hoffen, dass in den kommenden Tagen und Wochen keine neuen Regenfälle den Pegel der Ruhr in gefährliche Bereiche steigen lassen.
Lediglich auf gutes Wetter zu hoffen, ist allerdings nicht genug: Dass Oberhausen in den letzten Tagen einer Flut entkommen ist wie schon im Sommer 2021, ist sicherlich eine glückliche Fügung. Doch sein Glück sollte man bekanntlich nicht zu sehr herausfordern. Hochwasserschutz und Klimafolgenanpassungen gehören in diesem Jahr dringend auf die Agenda der Politik: in Berlin, in Düsseldorf und natürlich auch hier bei uns in Oberhausen.
Wer sich alleine noch einmal die gewaltigen Summen vergegenwärtigt, die der so lohnenswerte wie richtige Emscherumbau über die Jahre hinweg gekostet hat, weiß: Das wird Oberhausen finanziell nicht aus eigener Kraft stemmen können – erst recht nicht, wenn unsere Stadt wie andere arme Kommunen auch noch ein weiteres Jahr vergeblich auf die so wichtige Altschuldenlösung warten muss.
Was uns die krisenhafte Situation entlang des Ruhrdeichs allerdings wieder einmal vor Augen geführt hat, ist die Relevanz ehrenamtlichen Engagements für unsere Gesellschaft: Neben den hauptamtlichen Helferinnen und Helfern sind schließlich wieder zahlreiche Ehrenamtliche im Einsatz gewesen. Ohne sie – das dürfte klar sein – sind derartige Großlagen gar nicht zu bewältigen.
Politik steht beizeiten im Verdacht, in Sonntagsreden diese Freiwilligen zu loben, weil das eventuell Sympathien und damit Wählerstimmen bringen könnte. Doch jeder, der in unserer Stadtgesellschaft offenen Auges unterwegs ist, weiß es: Ohne die zahlreichen Menschen, die sich ehrenamtlich in den unterschiedlichsten Bereichen engagieren, wäre unsere Gesellschaft nicht nur kälter und ärmer, sie wäre fundamental gefährdet. Und deshalb möchte ich mich bei allen bedanken, die in ihrer Freizeit nicht nur an sich, sondern auch an andere denken. Das Engagement dieser Bürgerinnen und Bürger bildet das Rückgrat unserer Gesellschaft.
Vieles ist uns in Oberhausen in den vergangenen Jahren nur gelungen, weil die Stadtgesellschaft zusammengehalten hat, weil die Menschen die Ärmel hochgekrempelt haben statt zu lamentieren und erst einmal zu diskutieren, warum etwas nicht geht. Diesen Spirit, der uns in Oberhausen auszeichnet, gilt es angesichts der bevorstehenden Aufgaben zu pflegen und nicht zu verlieren.
Damit ist freilich nicht gemeint, nur noch nach dem Motto „Augen zu und durch“ zu verfahren. Der Auftrag an die Politik ist schließlich auch klar: Bürgerinnen und Bürger müssen mitgenommen werden. Die Stadt steht im neuen Jahr vor etlichen weitreichenden Entscheidungen, zwei Stichwörter seien hier exemplarisch genannt: die Zukunft der Neuen und der „alten“ Mitte.
Wenn Politikerinnen und Politiker über Fragen entscheiden, die unsere Stadt über Jahrzehnte prägen werden, müssen diese öffentlich und transparent diskutiert und entschieden werden. Ich hoffe auf eine breite Diskussion und würde mich freuen, wenn sich die Stadtgesellschaft mit deutlicher und vernehmlicher Stimme einmischt. Es ist leider deutlich einfacher, sich immer gegen etwas auszusprechen als für etwas einzutreten. Lassen Sie uns mit vereinten Kräften dran arbeiten, unsere Stadt noch lebenswerter zu gestalten.
Was uns in diesem jungen Jahr noch erwarten wird? Angesichts der Geschehnisse der vergangenen Jahre müsste eigentlich jedem klar sein, dass der Blick in die Glaskugel nicht sinnvoll ist. Sei es die Corona-Epidemie, der verbrecherische Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine oder zuletzt der Terror, mit dem die Hamas Israel überzog und die Kämpfe in Gaza provozierte: Alle Geschehnisse haben die Weltgemeinschaft förmlich überrumpelt, und alle haben Auswirkungen, die wir auch in Oberhausen spüren. Wenn wir also einen vorsichtigen Wunsch formulieren dürfen: Es wäre uns allen schon sehr geholfen, wenn 2024 keine weiteren bösen Überraschungen bereithält.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen ein glückliches und gesundes neues Jahr!
Ihre
Sonja Bongers
Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion