MdL Sonja Bongers:

Mehr weibliche Prüferinnen beim Jura-Examen

Sonja Bongers ist Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion und Mitglied des Landtags von Nordrhein-Westfalen

Die Studie „Geschlechts- und Herkunftseffekte bei juristischen Staatsexamen“ des Justizministeriums NRW hat ergeben, dass die mündlichen Noten bei Frauen durchschnittlich 2,4 % schlechter ausfallen als in den objektiveren anonymisierten schriftlichen Prüfungen. Bei überproportional vielen männlichen Prüfern haben Frauen schlechtere Chancen, die gleiche Bewertung als ihre männlichen Kommilitonen zu erhalten.

Prüfungen haben den Anspruch fair zu sein. Dabei sollen die Leistungen von Examenskandidaten möglichst nach objektiven Kriterien bewertet werden. Strukturelle Diskriminierungen zu verhindern, ist dabei oberstes Gebot. Aber gerade in mündlichen Prüfungen fließt oft nicht nur die reine Sachleistung, sondern auch das individuelle Auftreten und der Kontakt in der Prüfungssituation in die Gesamtbewertung mit ein. Dieses geschieht sowohl bewusst als auch unbewusst. In die Wahrnehmung von anderen Menschen spielen auch immer zum einen Standpunkte, aber zum anderen auch Erwartungen an Geschlechterrollen mit ein.

Gerecht wäre es nun, auf ein ausgewogenes Verhältnis von männlichen und weiblichen Prüfenden zu achten. Das wäre ein wichtiger Schritt, um Frauen im juristischen Staatsexamen die gleichen Chancen zuzugestehen wie Männern. Das ist wichtig, vor allem auch weil für Juristinnen und Juristen die Examensnote ausschlaggebend für die späteren Jobmöglichkeiten sein kann.

Darüber hinaus sollten neben Experten aus der Wissenschaft auch Prüfende aus der Justiz, den Ministerien und der Berufspraxis als Prüfer zugelassen werden. Unterschiedliche Perspektiven der Prüfenden tragen zu einer gerechteren Wahrnehmung und Bewertung der Examenskandidaten bei.

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