Digitalstruktur:

Oberhausen nach unten durchgereicht

Sonja Bongers ist Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion und Mitglied des Landtags von Nordrhein-Westfalen

Die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Oberhausen will die SPD-Ratsfraktion in der kommenden Sitzung des Hauptausschusses diskutieren. „Die Situation ist, wie jüngste Erhebungen zeigen, nicht nur schlecht, sie ist dramatisch“, erklärt die SPD-Fraktionsvorsitzende Sonja Bongers. „Wir wollen von Oberbürgermeister Schranz endlich hören, ob es einen Plan gibt, Oberhausen für die digitale Zukunft aufzustellen. Die Zeit drängt.“

Gleich mehrere Rankings und Untersuchungen zur digitalen Aufstellung der Stadt begründen die Sorgen der Sozialdemokraten. „Anfang des Jahres hat Jürgen Koch, Geschäftsführer der Arbeitsagentur, gewarnt, dass die IT-Branche in Oberhausen massiv unterrepräsentiert ist, die Stadt ein Forschungszentrum mit Platz für Start-ups brauche. Rasmus Beck, Chef der Wirtschaftsförderung Ruhr, sieht das ebenfalls so. Passiert ist allerdings nichts“, resümiert Sonja Bongers.

Die Tatenlosigkeit auf den Feldern, die die Zukunft bedeuten, wird mittlerweile auch jenseits der Stadtgrenzen registriert, Oberhausen bekommt die Quittungen. Erst im Oktober landete die Stadt auf dem letzten Platz aller Ruhrgebietsstädte beim „Smart City Index“ des Digitalbranchen-Verbandes Bitkom.

Das „Städteranking 2019“, eine seit Jahren vielbeachtete Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft gemeinsam mit der Wirtschaftszeitschrift „Wirtschaftswoche“ und dem Immobilien-Onlineportal „Immobilienscout 24“, deckt die fatalen Entwicklungen in Oberhausen einmal mehr auf: Hier werden 71 deutsche Großstädte genauestens unter die Lupe genommen. Die Experten vergleichen den Status Quo beim Niveauranking, die Entwicklung einer Stadt und ihre Zukunftsfähigkeit.

„Dass Oberhausen bei all den Problemen, die im Strukturwandel begründet sind, mit vielen anderen Kommunen nicht mithalten kann und dass noch viel zu tun ist, erkennen wir an“, so Sonja Bongers. „Mit Untätigkeit wollen wir uns aber nicht abfinden.“

Besonders der Blick auf das Dynamikranking der Studie tut aus Oberhausener Sicht richtig weh: Es basiert auf Veränderungswerten von 36 Einzelindikatoren in einem Fünfjahreszeitraum aus den Bereichen Arbeit, Wirtschaft, Immobilien und Lebensqualität. Dieses Ranking zeigt also die Entwicklung einer Stadt in den vergangenen fünf Jahren – ganz unabhängig von ihrer Ausgangslage. Und ausgerechnet da hat Oberhausen vier Plätze eingebüßt und landet auf Rang 68 von 71; Krefeld, Bremerhaven, Gelsenkirchen und Herne sind vorbeigezogen.

Beim Zukunftsindex, der die Aufstellung einer Stadt für die Digital- und Kreativwirtschaft beurteilt, sieht es ebenfalls mau aus: Platz 66 für Oberhausen, es ging um einen Platz nach unten. Schlechter sehen die Analysten nur noch fünf andere Ruhrgebietskommunen aufgestellt

„Der ‚Masterplan Wirtschaft‘ soll bis zum Frühjahr entstehen, eine neue ‚Dynamikranking, Smart-City-Strategie‘ laut Dezernent Güldenzopf bis Sommer“, erklärt Sonja Bongers. „Davon abgesehen, dass die Fertigstellung dieser Pläne verblüffend nahe am Kommunalwahltermin liegt, möchten wir wissen, warum die letzten vier Jahre offenkundig wenig bis nichts für die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt geschehen ist“, so die Fraktionschefin der SPD. „Und was noch wichtiger ist: Wann und wie stellt sich Oberhausen endlich zukunftsfähig auf?“

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