Erinnerung – gerade heute, besonders morgen:

Gedenken an die NS-Opfer in Holten durch Stolpersteinreinigung

Gruppe der Holtener Bürgerinnen und Bürger, die an der Veranstaltung teilgenommen haben (Foto: Werner Haverkamp)

Nicht vergessen – das war das Ziel der Stolpersteinreinigung in Holten. Gerade bei dem alarmierenden Anstieg rechtsextremer und menschenfeindlicher Einstellungen, der täglich nachzulesen ist, wollten die Organisatoren – AG 60 plus der SPD Oberhausen in Kooperation mit dem SPD-Ortsverein Alsfeld-Holten – ein Zeichen setzen. Sind es in Oberhausen insgesamt 234 in Gehwegen eingelassene Stolpersteine, reinigten die Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Holten 12 Steine in ihrer Nachbarschaft.

Diese verweisen alle auf das Schicksal eines Menschen, der von den Nazis verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Suizid getrieben wurde. „Gerade auch an den Geschichten der ehemaligen Bürgerinnen und Bürgen aus Holten kann man sehen, wie sehr diese Menschen vor dem Holocaust in der Stadtgesellschaft verankert waren und doch innerhalb von kürzester Zeit aus dieser auf brutalste Art und Weise verstoßen wurden. So betrieben die Opfer vor ihrem Tod ortsansässige Geschäfte oder waren Mitglied im Chor der Amicitia“, so Helmut Brodrick, SPD-Stadtverordneter für Holten.

Exemplarischer Stolperstein nach der Reinigung in Holten (Foto: Werner Haverkamp)

Mit der Verlesung seiner Lebensgeschichte erinnerte Janica Schneider, Pastorin der ev. Gemeinde Holten-Sterkrade, an Gerhard Schumacher. Helmut Brodrick las etwas über den Leidensweg von Alice, Hannelore, Johanna, Julius, Kurt und Simon Wolf. An den Gedenksteinen von Elisabeth, Meta und Bernhard Rosenbaum führte Lena Kamps-Engel (Vorsitzende SPD Alsfeld-Holten) ihr Schicksal vor Augen. Peter Halbach, ehemaliger ev. Pfarrer in Holten, erzählte die Geschichte von Julie und Hermann Eggener.

„Seit unserer Jugend bedrückt uns das was hier in Deutschland und Europa geschehen ist. Diese Schicksale darf niemand mehr erleiden. Wir müssen gemeinsam und frühzeitig dafür eintreten, dass unsere Kinder und alle folgenden Generationen genauso selbstverständlich die demokratischen Freiheiten erleben dürfen wie wir seit 1949. Wir hoffen, dass wir mit der Stolpersteinreinigung hier in Holten ein weiteres Zeichen setzen für Menschlichkeit und Demokratie“, so Hans-Günter Wrobel, Organisator der Reinigung und Vorsitzender der AG 60plus.

Infos zu dem Kunstprojekt „Stolpersteine“

Das Kunstprojekt „Stolpersteine” von Gunter Demnig ist das größte dezentrale Holocaust-Mahnmal der Welt. Demnig und andere, in Oberhausen zum Beispiel auch Schülerinnen und Schüler des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums, verlegen die Stolpersteine versehen mit Namen und Daten der NS-Opfer auf Gehwegen, jeweils vor den letzten Wohnstätten.

Mit diesen Steinen setzt der Künstler Demnig auf eine private Form des Erinnerns – abseits der staatlichen Erinnerungskultur in Deutschland. Anlass des Beginns der Verlegungen war der 50. Jahrestag des sogenannten Ausschwitz-Erlasses von Heinrich Himmler, einem der Hauptverantwortlichen für den Holocaust. Alle Infos zu den Stolpersteinen in Oberhausen finden sich hier:

https://gedenkhalle-oberhausen.de/#stst

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