Zum heutigen Internationalen Tag der Hebammen erklärt die SPD-Landtagsabgeordnete Sonja Bongers:
Gerade jetzt in Zeiten von Corona ist die Arbeit von zahlreichen Hebammen deutlich eingeschränkt. Viele der Frauen gehören selber zur Risikogruppe und können daher derzeit nicht arbeiten. Auch hatten zahlreiche Krankenhäuser während der Krise die Begleitung im Kreißsaal untersagt. Das bedeutet für die meisten Hebammen einen erheblichen finanziellen Einschnitt“, sagt Sonja Bongers.
Anders als Pflegekräfte sind Hebammen häufig freiberuflich tätig. Eine Abfrage des Deutschen Hebammenverbands (DHV) ergab nun, dass ein Großteil der Hebammen derzeit Umsatzeinbußen von mindestens 50 Prozent verzeichnen muss. „Freiberuflerinnen könnten zwar die Soforthilfe für Kleinunternehmer beantragen. Allerdings darf die Soforthilfe nicht für den Lebensunterhalt genutzt werden“, so Sonja Bongers.
Fehlender Nachwuchs
In einem Land wie Nordrhein-Westfalen bilden elf Hebammenschulen durchschnittlich 25 Schülerinnen pro Jahrgang aus. Nach dreijähriger Ausbildung gelangen, wenn alle die Prüfung absolvieren sollten, rund 275 Hebammen auf den Arbeitsmarkt. NRW allein hat aber über 15 Millionen Einwohner. Die Folge: Krankenhäuser verfügen einfach über zu wenig Hebammen. „Eine Geburtsstation ist nicht planbar wie andere Stationen. Man braucht immer fünf Hebammen, um rund um die Uhr einen vernünftigen Ablauf gewährleisten zu können. Vielen Kliniken ist das offenbar zu teuer“, sagt Sonja Bongers.
Nach einem EU-Gesetz muss Deutschland ab dem Jahr 2020 die Ausbildung der Hebammen akademisieren. An drei Standorten in NRW, Bochum, Köln und Düsseldorf ist dies bereits möglich. „Hier muss die Politik nachbessern. Es müssen mehr Hochschulen ausbilden und für die Absolventinnen der Studiengänge muss nach ihrem Abschluss auch eine adäquate Bezahlung erfolgen. Corona hat gezeigt wie wichtig gerade soziale Berufe für unsere Gesellschaft sind“, sagt Sonja Bongers.