Leserbrief des UB-Vorsitzenden Hartmut Schmidt zum NRZ-Artikel „Unkraut und Edelsteine – Wer zahlt für die Instandhaltung der Highlights auf der Route der Industriekultur“ vom 08.12.2005:
„Das schlägt dem Fass den Boden aus. Ab Januar will sich das Land aus der Finanzierung der Industriekultur zurückziehen. Die CDU/FDP-Landesregierung will bei den wichtigsten ‚Ankerpunkten‘ der Route der Industriekultur einsparen. Das betrifft die Jahrhunderthalle in Bochum, die Kokerei Hansa in Dortmund, den Landschaftspark Nord in Duisburg, das Weltkulturerbe Zeche Zollverein in Essen, den Nordsternpark in Gelsenkirchen und den Gasometer in Oberhausen.
Damit planen Ministerpräsident Rüttgers und NRW Minister Wittke die Zerschlagung und den Verfall der größten und schönsten Zeitzeugen entlang der Route der Industriekultur und versetzen eines der Aushängeschilder des Reviers in einen Zustand, das man um den Bestand fürchten muss. Damit sägen die Düsseldorfer Strategen Oliver Wittke und Jürgen Rüttgers an dem Ast, der für das Revier Aushängeschild und Tourismusmagnet ist, an den Projekten, die Arbeitsplätze schaffen, den Tourismus im Revier ankurbeln, treffen das Revier und seine historische Identität mitten ins Herz. Aber vielleicht ist das genau das Ziel der Christdemokraten im Kabinett, denen die Kultur und die Menschen im Revier vermutlich ohnehin nie eine ‚Herzensangelegenheit‘ gewesen sind.
Noch in der Regierungserklärung von Jürgen Rüttgers vom 13. Juli 2005 hieß es: ‚Wir wollen helfen, dass sich das Ruhrgebiet weiter als Kulturregion profiliert, durch seine herausragenden Einrichtungen und seine Beiträge von nationaler und internationaler Bedeutung.‘
Sollte das Landeskabinett den sich nun abzeichnenden Weg tatsächlich fortsetzen können, ist der Begriff der Hilfe ? la Rüttgers und Wittke neu zu definieren.
Es scheint wohl an der Zeit, dass die Stadt Essen vor diesem Hintergrund ihre Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2010 zurückziehen sollte, um ein Zeichen gegen diese dreiste Kahlschlagpolitik zu setzen. Vielleicht brächte es die handelnden Personen in Düsseldorf zu Sinn und Verstand.“
– Hartmut Schmidt –
SPD-Unterbezirksvorsitzender