Wolfgang Grotthaus:

Unions-Personalie Pierer eher ein Schuss, der nach hinten los geht

Wolfgang Grotthaus: Mitglied des Bundestags für Oberhausen und Dinslaken

Wolfgang Grotthaus: Mitglied des Bundestags für Oberhausen und Dinslaken

Zur Vorstellung von Heinrich von Pierer als neuen innovations- und wirtschaftspolitischen Berater der Unions-Kanzlerkandidatin Angela Merkel erklärt Wolfgang Grotthaus: „Heinrich von Pierer zum Vorsitzenden eines &039;Rates für Innovation und Wachstum&039; zu machen, ist ein weiterer personalpolitischer Fehlgriff von Angela Merkel. Umso mehr muss die Presse die Personalie als Coup verkaufen. Aber ein Großer Wurf ist es wirklich nicht.

Denn eigentlich gleicht es innovations- und forschungspolitisch eher einem Offenbarungseid. Sicherlich gibt es viele Bereiche, in denen der Rat eines Wirtschaftsmanagers wie von Pierer wertvoll sein kann – am allerwenigsten aber steht der Name Heinrich von Pierer für zukunftsweisende Innovationen und erfolgreiche Marktentwicklungspolitik. Mit dem Namen von Pierer ist keine einzige bahnbrechende Innovation verbunden.

Von Pierer ist sicherlich der richtige Mann, wenn man durch die phantasielose Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland allein den Börsenwert eines Unternehmens zu Lasten der Beschäftigten in Deutschland steigern will. Von Pierer ist der richtige Mann, wenn man in kürzester Zeit eine ganze Zukunftssparte vor die Wand fahren lassen will. So steht sein Name für den Niedergang der Handy-Produktion in Deutschland und deren Ausverkauf an internationale Wettbewerber. Während in anderen Gegenden der Welt diese Branche stetig mit innovativen Produkten neue Märkte erschließt, ist unter von Pierer Deutschland als Wettbewerber ausgeschieden.

Von Pierer ist der richtige Mann, wenn man notwendige Strukturanpassungen von Unternehmen hinauszögern und sie als Sanierungsfall ihren Nachfolgern hinterlassen will. Das Ausmaß des Reformbedarfs bei Siemens war selbst für den neuen Vorstands-Chef Klaus Kleinfeld überraschend groß. Und was vor allem für die Zukunft noch wichtiger ist: Von einem „Chef-Innovations-Berater“ Heinrich von Pierer werden sicher keine Impulse für den forschenden Mittelstand ausgehen, die wir aber dringend brauchen.

Nicht die großen Konzerne, sondern die vielen innovativen kleinen und mittleren Unternehmen sind unser Vorteil im internationalen Innovationswettbewerb um die Märkte von morgen. Daher ist unsere Innovationspolitik zu Recht besonders auf die Belange von KMU zugeschnitten, von der Förderpolitik bis hin zur Verwertungsoffensive und den Gründerfonds. Diesem richtigen Weg droht das baldige Ende, wenn mit von Pierer etwa wieder eine allein industriepolitisch orientierte „Gießkannen“-Forschungsförderung Einzug hält.

Sich nur mit Namen zu schmücken, die medial wirken, aber für die Entwicklung Deutschlands nicht das bringen, was sie zu versprechen scheinen, ist unredlich. Doch der Wähler wird dieses Spiel durchschauen und entsprechend am 18.09.05 quittieren.

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