SPD-Senioren in Sterkrade-Nord:

Erlebnisse aus Kriegs- und Nachkriegzeit weitergeben

Mit einem Appell an die anwesenden Seniorinnen und Senioren, selbst Erlebtes aus der Kriegs- und Nachkriegszeit aufzuschreiben und an die jüngere Generation weiter zu geben, bevor es verloren geht, beendete Klaus Oberschewen, Fachbereichsleiter der VHS Oberhausen, einen Informationsnachmittag der SPD-Senioren im Saal der Hermann und Luise Albertz-Stiftung am Julius-Brecht-Anger.

Wer gekommen war, das Thema „Geschichte Oberhausens“ in einem Schnelldurchlauf vorgesetzt zu bekommen, sah sich angenehm enttäuscht, denn Klaus Oberschewen erläuterte statt dessen ausführlich, wie die jüngere Geschichte unserer Stadt über die Gedenkhalle, das Projekt Sozialgeschichte und beispielsweise den „Geschichtsverein Oberhausen Ost“ aufgearbeitet wurde.

Als Geschichtsschreibung „von unten“ sollen die arbeitenden Menschen unserer Stadt einen Platz in der tradierten Erinnerung bekommen und erhalten, weniger rein statistische Daten und etwa die Rolle früherer Oberbürgermeister sollen das Geschichtsbild beherrschen. Es gehe darum, mit der Darstellung, was die Menschen in unserer Stadt erlebt, aber auch erlitten haben, die Auseinandersetzung mit der Geschichte aufzunehmen.

Den 10. Mai, den 72. Jahrestag der Bücherverbrennung durch die Nazis, wählte Klaus Oberschewen dann beispielhaft für die Sichtweise „Geschichte von unten“ zum Anlass einer Lesung aus dem Spanischen Kriegstagebuch von Alfred Kantorowicz. Dabei ging es um den Oberhausener Nazi-Gegner Fritz Giga, seine Rolle bei der Niederwerfung des Kapp-Putsches und seinen unbeschreiblichen Leidensweg infolge der Verhaftung durch die Nationalsozialisten, die grausamen Foltern durch die SA, seine wundersame Rettung durch politische Freunde, die – als SA-Leute verkleidet – ihm die Flucht nach Holland ermöglicht hatten, und seine spätere Rolle als Kompaniechef der Internationalen Brigaden im Kampf gegen die Faschisten im Spanischen Bürgerkrieg.

Von der dadurch angerührten und betroffenen Zuhörerschaft erwartet Seniorenchef Rudi Hegenberg bleibende Anstöße zum Aufschreiben des selbst Erlebten und im Sinne seiner Aufforderung, „vom Lesen zum Handeln“ zu gelangen.

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