MdL Sonja Bongers:

NRW braucht ein „Online-Kommissariat“ für Kinder und Jugendliche

Im digitalen Zeitalter verlagert sich der Aufenthalt von Kindern und Jugendlichen zunehmend in virtuelle Welten. Laut der Digitalstudie 2023 verbringen sie wöchentlich durchschnittlich etwa 64 Stunden im Internet. Diese Entwicklung eröffnet zwar neue Möglichkeiten, bringt jedoch auch eine Vielzahl von Risiken mit sich. In der digitalen Welt sind junge Menschen besonders gefährdet.

Daher ist es von größter Bedeutung, den Schutz dieser vulnerablen Gruppe verstärkt in den Fokus zu rücken. Der digitale Raum eröffnet durch anonyme und oftmals unbeobachtete Kommunikationswege auf Social-Media-Plattformen und in Online-Gaming-Umfeldern neue Dimensionen von Gefahren, wie etwa digitale Hasskriminalität, sexuelle Übergriffe, Online-Betrug und Radikalisierung.

Um diesen Bedrohungen entgegenzuwirken, ist es unerlässlich, dass wir als Gesellschaft gezielte und effektive Maßnahmen ergreifen. „Bei der nordrhein-westfälischen Polizei muss ein „Online-Kommissariat“ eingerichtet werden, das speziell auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen ausgerichtet ist und ihnen eine niedrigschwellige Möglichkeit bietet, Straftaten im digitalen Raum anzuzeigen“, sagt Sonja Bongers.

Unzureichende Medienkompetenz

Die zunehmende Zeit, die Kinder und Jugendliche im Internet verbringen, stellt die Sicherheitslandschaft vor neue, erhebliche Herausforderungen. Besonders problematisch ist, dass viele junge Menschen die Gefahren im digitalen Raum nicht ausreichend erkennen. Ihre Medienkompetenz ist häufig noch unzureichend entwickelt, was sie anfällig für Belästigung, Ausnutzung und Missbrauch macht.

Eine wichtige Säule des Schutzes von Kindern und Jugendlichen im digitalen Raum stellen die vielen Beratungsstellen dar, die bereits heute in zielgruppengerechter Ansprache ein umfangreiches und in seiner Bedeutung nicht zu unterschätzendes Unterstützungsangebot für Kinder und Jugendliche bereithalten.

Anders sieht es jedoch bei der staatlichen Strafverfolgung von Delikten aus, die gegen Kinder und Jugendliche im Netz begangen werden. Bestehende Online-Wachen und digitale Anlaufstellen sind primär auf Erwachsene ausgerichtet und berücksichtigen nicht ausreichend die spezifischen Bedürfnisse sowie die Kommunikationsweise von Kindern und Jugendlichen. Dies gilt auch für die Internet-Wache der Polizei in Nordrhein-Westfalen.

In der analogen Welt würde die Polizei stets eine zielgruppengerechte und empathische Ansprache wählen, um Kinder und Jugendliche zu erreichen. Eine solche kind- und jugendgerechte Ansprache fehlt jedoch in der digitalen Sicherheitsstruktur. Insbesondere mangelt es auch an der Interaktivität der bestehenden Angebote, beispielsweise im Hinblick auf die Begleitung durch den Anzeigeprozess. Hierdurch entsteht eine erhebliche Schutzlücke, die es zu schließen gilt.

„Das Online-Kommissariat benötigt geschultes Personal, das über spezifische Qualifikationen im Umgang mit Kindern und Jugendlichen verfügt. Dabei soll eine enge Zusammenarbeit mit bereits bestehenden Beratungsstellen sichergestellt werden, um eine umfassende, kompetente und einfühlsame Betreuung der jungen Nutzer zu gewährleisten“, so Bongers abschließend.

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