Sommerzeit, Ferienzeit, Hitzezeit. In Nordrhein-Westfalen steht der Beginn der diesjährigen Sommerferien am 8. Juli kurz vor der Tür, während sich andere Bundesländer bereits seit zwei Wochen in den Ferien befinden. Denn der Beginn der Sommerferien variiert in Deutschland von Bundesland zu Bundesland. So soll verhindert werden, dass Millionen von Familien gleichzeitig in den Urlaub fahren und es bundesweit zu einem enormen Verkehrschaos käme.
Wann ein Bundesland in die Sommerferien startet, ist dabei von Jahr zu Jahr unterschiedlich. Das rotierende System, das nach Ländergruppen gestaffelt ist, sorgt dafür, dass sich kein Bundesland benachteiligt fühlt. Einzig und allein Bayern und Baden-Württemberg beteiligen sich nicht an diesem bewährten Verfahren, und starten jedes Jahr Ende Juli Anfang August in die Sommerferien.
Seit den 1950er Jahren begründen die beiden Bundesländer ihre Ausnahmeregelung damit, dass in den südlich gelegeneren Bundesländern die Kinder bei der Ernte helfen müssten. Dass diese Sonderstellung schon lange aus der Zeit gefallen ist, hat auch Ministerpräsident Hendrik Wüst bereits 2022 erkannt. In einer Pressekonferenz im August 2022 verkündete Wüst, er würde sich auf der Kultusministerkonferenz für ein Ende der Bevorzugung der beiden Bundesländer einsetzen – bisher scheint es jedoch, als seien dies nicht mehr als warme Worte gewesen.
In Deutschland gelten die Monate Juli bis September als die wärmsten des Jahres. Insbesondere im Juli und August klettern die Temperaturen auf ein Maximum, wenn sich die Luftmassen so richtig aufgeheizt haben. Die Hitzewellen der vergangenen Jahre beeinträchtigen immer wieder den Unterrichtsalltag an den Schulen. Denn viele Schulgebäude sind nicht ausreichend auf extreme Außentemperaturen ausgelegt. Nicht selten klettern die Thermometer in den Klassenräumen daher deutlich über die 27-Grad-Marke. Konzentration und vernünftiges Lernen ist bei diesen Temperaturen undenkbar.
Während für Grundschulen sowie Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I dann die „Hitzefrei Regelung“ gilt, müssen Oberstufenschülerinnen und -schüler in der Schule lernen, egal wie heiß es ist. Gleichzeitig fallen aufgrund von Hitzefrei jedes Jahr zahlreiche wertvolle Unterrichtsstunden aus. Zum einen ist in Zeiten eines enormen Lehrkräftemangels jede Unterrichtsstunde wertvoll.
Schwierige Betreuung
Zum anderen stellt der Unterrichtsausfall berufstätige Familien mit jüngeren Kindern immer wieder vor die Herausforderung die Betreuung ihrer Kinder zu gewährleisten. Eine Neuregelung der Sommerferienzeiten könnte hier Abhilfe schaffen.
„Ministerpräsident Hendrik Wüst muss sich daher auf KMK-Ebene endlich für ein gemeinsames Vorgehen aller Bundesländer einsetzen, sodass auch Nordrhein-Westfalen regelmäßig von einem späten Ferienbeginn profitieren kann. Hierzu muss der Sonderstellung von Bayern und Baden-Württemberg ein Ende gesetzt werden. Darüber hinaus ist die Landesregierung gefragt, die Kommunen beim flächendeckenden Schutz vor zukünftigen Hitzewellen zu unterstützen“, sagt die SPD-Rechtsexpertin Sonja Bongers.