Zwar hat in NRW in den vergangenen Jahren die Zahl der erfassten Straftaten erfreulicherweise abgenommen, dennoch liefern die Daten der Sicherheitsbehörden kein vollständiges Bild über die Kriminalitätswirklichkeit im Land. Der Grund: Viele Straftaten sind nicht in der Statistik erfasst. Ein regelmäßiger wissenschaftlicher Sicherheitsbericht würde die Arbeit der Behörden spürbar unterstützen.
„Es handelt sich bei der derzeitigen Statistik um einen polizeilichen Tätigkeitsnachweis über erfasste Vorgänge aus der Vergangenheit. Je nach Deliktsbereich liegen die zugrunde liegenden Taten dabei oftmals noch nicht mal in der Vorjahresperiode, sondern fanden sogar noch vor einem längeren Zeitraum statt“, sagt die SPD-Landtagsabgeordnete Sonja Bongers.
Hohes Dunkelfeld
Vollkommen vernachlässigt würden in diesem Zusammenhang aber Aussagen zum geschätzten „Dunkelfeld“ bei den verschiedenen Deliktsarten. Besonders deutliche Auswirkungen werde dies für die Polizeiliche Kriminalstatistik im kommenden Jahr haben.
Durch die Maßnahmen im Zusammenhang mit der aktuellen Corona-Pandemie seien dann zum Beispiel sichtbare Rückgänge in den Bereichen der Straßen- und Gewaltkriminalität sowie der Wohnungseinbruchskriminalität wahrscheinlich, so Bongers.
Bongers befürchtet „Corona-bedingte“ Zuwächse in der Dunkelfeldkriminalität. „Es wird also aller Voraussicht nach zu einer weiteren Verschiebung der Kriminalität in die Dunkelfelder kommen, ohne dass man diese in der Statistik erkennen wird. In vielen Bereichen fehlen somit verlässliches Zahlen- und Datenmaterial sowie belastbare Erkenntnisse. Hier muss die Politik periodische Sicherheitsberichte anlegen.
Diese erfassen, wie umfangreich sind die Dunkelfelder, was ist mit den Opfern, wie können wir präventiv eingreifen und was können wir für die Gegenwart und die Zukunft aus diesen Berichten ableiten“, sagt die rechtspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion.
Lösungen und Konzepte
Mit diesem Bericht wären die Sicherheitsbehörden und die Politik in weitaus besserem Maße als bisher in der Lage, Konzepte und konkrete Lösungen zur Bekämpfung von Kriminalität zu entwickeln. Gegenüber einer Analyse, die sich lediglich auf die Polizeiliche Kriminalstatistik stützt, hätte ein solcher Report einen erheblichen Mehrwert.
„So ein Bericht könnte in Zeiten zunehmender Verbreitung von Verschwörungstheorien, Falschmeldungen und ‚Fake News‘ dazu beitragen, aufgrund seiner umfassenden Einbeziehung von wissenschaftlichen Kennzahlen und sämtlichen zur Verfügung stehenden Datenquellen die Diskussion um die innere Sicherheit zu versachlichen“, so Bongers.