„Immer weniger Arbeitnehmer in NRW werden nach Tarifverträgen bezahlt. Seit Jahren beobachten wir, dass Unternehmen aus den Tarifbindungen aussteigen. Die Folge sind deutlich geringere Löhne, bei höheren Arbeitszeiten. 1996 lag die Quote von Unternehmen, die Tariflöhne zahlten, bei 82 Prozent, heute nur noch bei 57 Prozent“, sagte die SPD-Landtagsabgeordnete Sonja Bongers nach Vorstellung der Studie „Tarifverträge und Tarifflucht in Nordrhein-Westfalen“, die der der DGB gemeinsam mit dem Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung vorgestellt hat.
Mehr Arbeit, weniger Geld
So betrage der unbereinigte Rückstand beim Entgelt in NRW knapp 18 Prozent. Und selbst, wenn Unterschiede zwischen den Betrieben (z.B. die Branchenzugehörigkeit, die Betriebsgröße und die Qualifikationsstruktur der Beschäftigten) herausgerechnet werden, bekämen Beschäftigte in tariflosen Unternehmen im Schnitt knapp acht Prozent weniger Gehalt, schreiben die Autoren der Studie.
Aber nicht nur bei der Bezahlung hinken tariflose Beschäftigte hinterher. Auch bei der Arbeitszeit stehen sie schlechter dar. Im Schnitt arbeiten Männer und Frauen ohne Tarifvertrag rund eine Stunde pro Woche mehr.
Tariftreuegesetz
Bongers sieht nun die neue Landesregierung gefordert und stellt sich an die Seite der Gewerkschaften. „Es muss jetzt ein Tariftreuegesetz umgesetzt werden, das wirklich die Belange der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer berücksichtigt. Öffentliche Aufträge sollten nur noch an Unternehmen vergeben werden, die auch Tariflöhne zahlen. Und auch bei der Vergabe von Fördergeldern müssen wir auf die Tarifbindung setzen. Damit schaffen wir es, Dumpinglöhne zu verhindern und tarifgebundene Unternehmen zu stärken“, unterstützt Bongers die Forderungen der Gewerkschaft.