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SPD diskutiert PISA-Studie:

Chancengleichheit als Hauptziel

Logo PISA-Studie

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Auf sehr großes Interesse stieß die Veranstaltung der SPD-Ratsfraktion und der AfB (Arbeitsgemeinschaft für Bildungsfragen der SPD) zur kürzlich veröffentlichten PISA-Studie. In einem völlig überfüllten Saal stellte der Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion Wolfgang Große Brömer (MdL) die wichtigsten Ergebnisse der Studie vor.

Zum einen wurde in der internationalen Bildungsstudie festgestellt, dass deutsche Schülerinnen und Schüler in den Bereichen Lesefähigkeit , mathematische und naturwissenschaftliche Kompetenzen im Vergleich mit anderen Ländern extrem schlecht abschnitten. Zum anderen zeigte die Untersuchung, dass nirgendwo sonst der Zusammenhang zwischen sozialen Benachteiligungen und schlechten Bildungsabschlüssen so groß ist wie in Deutschland.

„Neben einer gründlichen und umfassenden Verbesserung der Unterrichtsqualität muss die Herstellung von Chancengleichheit, unabhängig von der Herkunft der Schülerinnen und Schüler, wieder Hauptziel unseres Bildungssystems werden“, so formulierte Wolfgang Große Brömer eine der wichtigsten Erkenntnisse aus der Studie.

Er sprach sich in diesem Zusammenhang dafür aus, die Frage der Schulstruktur in Deutschland nicht aus der Debatte auszublenden. Nirgendwo würden Schülerinnen und Schüler so stark und so früh in unterschiedliche Schulformen aufgeteilt wie in Deutschland durch das gegliederte Schulsystem. Dadurch würden aber laut PISA keine guten Bildungsergebnisse erzielt und zusätzlich noch soziale Probleme verstärkt.

In der anschließenden Podiumsdiskussion unter Leitung der AfB- Vorsitzenden Erika Risse berichtete Tim Brunöhler über seine schulischen Erfahrungen aus Japan, wo er einen Teil seiner Schulzeit verbrachte. Japan, das in der PISA-Studie vergleichsweise gut abgeschnitten hatte, habe ein Schulsystem, das sehr stark auf „Pauken“ ausgerichtet sei und wenig Raum zu Entfaltung gebe. Brunöhler betonte, dass er sich Schule so nicht wünsche. Diese Aussage traf in der Diskussion auf einhellige Zustimmung.

Dirk Kamps, Lehrer und Vater dreier Kinder, betonte die Wichtigkeit außerschulischer Aktivitäten von Schule. „Ich empfehle Eltern, die eine Schule für ihr Kind suchen, sich die Schulen nach der normalen Schulzeit anzusehen. Die Tatsache, ob es dann noch Aktivitäten gibt, ist ein wichtiger Hinweis zur Qualität der Schule.“

Den Schwerpunkt der weiteren, zum Teil kontrovers geführten Diskussion bildeten Fragen nach der Situation und der Rolle von Lehrerinnen und Lehrern im deutschen Bildungssystem. Wolfgang Große Brömer hatte diese Diskussion mit der als Provokation gekennzeichneten These „Lehrer in Deutschland können fordern, aber nicht fördern“ angestoßen. Hierzu wurde aus dem Publikum u.a. auf die schlechte Situation bei Klassengrößen und Lehrerversorgung hingewiesen.

Große Brömer betonte in seiner Antwort, dass es ihm nicht um Kritik an einzelnen Lehrkräften ginge. „Unser Bildungssystem insgesamt ist zu sehr darauf angelegt, leistungsschwächere Schüler durch Sitzenbleiben oder Schulwechsel auszusortieren, statt Schwächere besser zu fördern.“ So blieben in Deutschland im internationalen Vergleich die meisten Schüler sitzen, ohne dass sich ihre Leistungen dadurch verbesserten.

In ihrer Zusammenfassung betonte Erika Risse die Rolle der einzelnen Schule im Bildungssystem. Eine Verbesserung der Leistungen sei nicht ohne vielfältige Aktivitäten aus den Schulen zu erreichen. Hierzu müssten Schulen größere Freiräume erhalten.

Auf Grund des großen Interesses kündigte sie für die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Bildungspolitiker an, die Diskussion um die Schlussfolgerungen der PISA-Studie weiter zu vertiefen.

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