OV Alsfeld-Holten:

Lebhafte Bürgerversammlung im Kastell Holten

"Volle Hütte" bei der Bürgerversammlung am 7. April 2016 im Kastell Holten

„Volle Hütte“ bei der Bürgerversammlung am 7. April 2016 im Kastell Holten

Von Politikverdrossenheit war auf der Bürgerversammlung nichts zu spüren, zu der Helmuth Eidam, SPD-Ortsvereinsvorsitzender Alsfeld Holten, Helmut Brodrick, SPD-Stadtverordneter für Holten und der Bezirksbürgermeister von Sterkrade, Ulrich Real am 7. April ins Kastell Holten eingeladen hatten. Mehr als 100 Holtener Bürgerinnen und Bürger diskutierten engagiert über LED-Beleuchtung, Emscher-Umbau, Sportstättenkonzept in Bezug auf Grün Weiß Holten und Unterbringung von Flüchtlingen.

Der Austausch der alten, nicht mehr am Markt erhältlichen Qecksilberdampflampen durch modernes LED-Licht hat auch in Holten für Gesprächsstoff gesorgt. Denn die Laternen strahlen jetzt statt mit dem gewohnten Rundumlicht in einem klar abgegrenzten Winkel. Wie Bernhard Klockhaus von der Stadtverwaltung ausführte, liegt die hier und da beklagte ungenügende Beleuchtung von Straßen und Gehwegen an dem Abstand zwischen den Laternen, der mit der Umstellung auf LED nicht mehr optimal ist. Wie so oft, scheitert eine befriedigende Lösung am Geld. Denn während die neuen Lampen aus einem Förderprogramm zu 20 Prozent kofinanziert werden konnten, sind die Masten im Förderprogramm nicht enthalten, so dass an den alten Masten festgehalten werden musste. Der Wunsch, bei der Umstellung der Beleuchtung den dörflichen Charakter Holtens zu berücksichtigen, sei verständlich. Vor dem Hintergrund von Mehrkosten speziell gestalteter Leuchtkörper von 700 bis 1000 Euro wird nach Klockhaus die Möglichkeit der Realisierung noch geprüft.

Zum Emscherumbau im Holtener Bruch standen Silke Wilts und Thomas Aders der Bürgerversammlung Rede und Antwort. Nach ihrer Einschätzung wird sich die Belästigung durch Transporte der großen Betonrohre über die Straße mit vier bis fünf LKWs pro Tag in Grenzen halten. Der Erd-Aushub werde über das Gelände der Ruhrchemie und eine speziell zu diesem Zweck zu errichtende Brücke abseits öffentlicher Straßen erfolgen. Eine Beeinträchtigung der Anwohner ist hier also nicht zu erwarten. Lärmintensive Arbeiten auf der Baustelle sollen laut Emschergenossenschaft grundsätzlich spätestens um 22 Uhr, in der Regel aber bereits zwischen 20 und 21 Uhr beendet sein.

Wilts und Aders wiesen darauf hin, dass ein Mammutprojekt wie der Emscher-Umbau nicht immer ohne Beeinträchtigungen abgewickelt werden könne. Wo gebaut würde, entstehe immer auch Lärm und Dreck. Man habe aber bisher immer Lösungen gefunden. Das gelte auch für eventuelle Beschädigungen von Häusern im Baubereich, über die sich mancher Bürger verständlicherweise Sorgen macht. Hier werden Gutachter die Gebäude im Umfeld der Baustelle untersuchen und gegebenenfalls z. B. Gipsplomben anbringen, um die zweifelsfreie Feststellung von durch den Umbau verursachten Schäden zu ermöglichen.

Übrigens wird der Sportplatz von Grün Weiß Holten nach Abschluss des Emscher-Umbaus den seit längerem angekündigten Kunstrasen erhalten. Das versicherte Ulrich Hinz von der Stadtverwaltung. Die Bogenschützen sollen wieder auf dem Platz beheimatet werden.

Fragen im Zusammenhang mit der Unterbringung von Flüchtlingen in Holten diskutierte die Bürgerversammlung in bemerkenswert sachlicher Atmosphäre. Sozialdezernentin Elke Münich führte aus, dass sich die Lage bei der Zuweisung von Flüchtlingen nach Oberhausen entspannt habe. Ob das von Dauer sei, könne aber angesichts der nach wie vor ungelösten Fluchtursachen niemand sagen. Der Aufruf der Stadt an die Bürgerschaft, privaten Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen, sei erfolgreich gewesen. Aktuell seien rund 1700 Flüchtlinge in privaten Wohnungen untergebracht, Anfang 2015 waren es nicht einmal 300. Nach Aussage der Dezernentin wird die Stadt demnächst Turnhallen, die bisher als Notunterkünfte gedient haben, freiziehen, kann sie aber noch nicht endgültig freigeben, weil sie für alle Fälle weiter vorgehalten werden müssten.

Aus der Versammlung wurde die Frage aufgeworfen, warum Holten Schwerpunkt der Unterbringung von Flüchtlingen im Oberhausener Norden sei, nicht aber Königshardt. Dazu erklärte Bezirksbürgermeister Ulrich Real, dass die Stadt selber keine geeigneten Grundstücke auf der Königshardt besitzt. Mit einem potenziellen, privaten Eigentümer sind Gespräche geführt worden, doch der Eigentümer des dafür geeigneten Grundstücks habe sein Einverständnis nicht gegeben.

Stadtverordneter Helmut Brodrick hob hervor, dass die Holtener Bürger auf sich stolz sein könnten. Sie seien mit dem Zuzug von Flüchtlingen in den Stadtteil, der natürlich hier und da auch zu Reibungen führe, bisher im Großen und Ganzen unaufgeregt umgegangen. Auch der Verwaltung sei zu danken. Sie habe schwierige Herausforderungen beispielhaft bewältigt.

Mit Blick auf das anstehende Fußballspiel und der Fanhymne „You will never walk alone“ bedankte sich Bezirksbürgermeister Ulrich Real bei den Gästen und stellte in Anlehnung an das Lied fest, dass die Holtener Bürgerschaft immer wieder Zeichen setze in Bezug auf eine gute Zusammenarbeit vor Ort.

Send this to a friend