Orientierungsphase an die Grundschulen holen:

Das Bündnis „Länger gemeinsam lernen“ will die Bildungsgerechtigkeit vor Ort verbessern

Prof. Hans-Martin Lübking, Leiter des Pädagogischen Instituts der Evangelischen Kirche von Westfalen

Prof. Hans-Martin Lübking, Leiter des Pädagogischen Instituts der Evangelischen Kirche von Westfalen

„Kinder im Alter von zehn Jahren auf unterschiedliche Schulformen aufzuteilen, ist unverantwortlich.“ So leitete Prof. Hans-Martin Lübking die „Debatte über eine neue Schulstruktur“ ein. Zur gleichnamigen Veranstaltung hatte der Oberhausener Zweig des Bündnisses „Länger gemeinsam lernen“ am vergangenen Donnerstag in die Hauptschule Alstaden eingeladen. Ziel der landesweiten Initative, in der sich u.a. Vertreter der Kirchen, Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände und Parteien engagieren, ist die Verbesserung der Bildungsgerechtigkeit im deutschen Schulsystem.

Prof. Lübking, der das Pädagogische Institut der Evangelischen Kirche von Westfalen leitet, stellte in seinem einleitenden Referat heraus, dass das gegliederte Schulsystem nicht nur sozial ungerecht sei, sondern auch zu vergleichsweise schlechten Leistungen führe. Nachdrücklich plädierte er dafür, die notwendigen Konsequenzen aus dieser Einsicht zu ziehen und die Kinder in Deutschland, so wie es in fast allen europäischen Ländern längst üblich sei, länger gemeinsam lernen zu lassen. „Wenn das gut gemacht gemacht wird“, so Lübking, „profitieren davon gute und schwache Schülerinnen und Schüler gleichermaßen.“

In zwei Arbeitsgruppen stieg man anschließend in die Diskussion ein. Ein Teil der Anwesenden vertiefte unter der Leitung von Stefan Zimkeit, schulpolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion, die grunsätzliche Debatte mit Prof. Lübking. Dabei erzielte man weitgehende Einigkeit darüber, dass längeres gemeinsames Lernen neben einer Verbesserung der Chancengerechtigkeit auch zahlreiche weitere Vorteile verspreche. Darunter etwa der effektivere Einsatz von Finanzmitteln und die Möglichkeit, trotz sinkender Schülerzahlen wohnortnahe Schulen zu erhalten.

Nach konkreten Handlungsmöglichkeiten in Oberhausen suchte die zweite Arbeitsgruppe. Unter der Leitung von Regina Trambnau vom Verband Bildung und Erziehung erarbeiteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Vorschlag für einen entsprechenden Modellversuch. Dabei soll, so ihre Idee, längeres gemeinsames Lernen dadurch ermöglicht werden, dass die so gennannte Orientierungsphase nicht schon an der weiterführenden Schule, sondern noch an der Grundschule durchgeführt wird.

Langfristig, so fasste Cornelia Schiemanowski, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, den Diskussionsstand zusammen, führe kein Weg daran vorbei, den Kommunen größere Handlungsspielräume im Bildungsbereich zu eröffnen. Dazu gehörten eine bessere Finanzausstattung ebenso wie mehr Entscheidungsfreiheit bei der Schulorganisation. Im Namen des Bündnisses versprach sie, sowohl die allgemeine Diskussion zur Schulstruktur wie auch die konkreten Handlungsvorschläge für Oberhausen weiter voranzutreiben und lud alle Interessierten ein, sich daran zu beteiligen. Das nächste Treffen des Bündnisses „Länger gemeinsam lernen“ findet am 28. Januar 2010 um 18.00 Uhr im DGB-Haus statt.

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